Die therapeutische Wirkung
der Hypnose in Bremen
Beim Begriff "Hypnose" denkt so mancher an die Show-Einlagen eines Zauberers, der jemanden aus dem Publikum geistig in das Federkleid eines Huhns versetzt. Doch dies ist nicht mehr als von purer Fantasie geprägte Unterhaltung und hat nichts mit den tatsächlichen Änderungen des Unterbewusstseins zu tun, die bei einer Hypnose erzielt werden können.
Die Hypnose bewirkt einen völlig natürlichen, wenn auch speziellen Bewusstseinszustand. Diesen machen sich Heilpraktiker und Psychotherapeuten zunutze, um beispielsweise Phobien aufzulösen. Dabei ist die Wirksamkeit von Hypnosen unbestritten. Wissenschaftliche Studien belegen die positiven Effekte dieser Heilpraktik. Computertomographen können während einer Hypnose Veränderungen im Gehirn aufzeichnen. Über die Wirkung von Hypnosen ist sich die Wissenschaft also einig, doch ein einheitliches Erklärungsmodell fehlt bisher. Für uns Therapeuten ist die noch ungeklärte Ursache der positiven Bewusstseinsveränderung allerdings eher unerheblich. Von Bedeutung ist vor allem die Tatsache, dass Hypnosen einen Heilungseffekt haben. Dieser wurde bereits im Altertum erkannt und demzufolge auch angewandt. Interessiert Sie die historische Entwicklung der Hypnosetherapie, empfehlen wir Ihnen den Artikel "Geschichte der Hypnose".
Wie fühlt sich Hypnose an?
Verständlicherweise wollen viele Klienten vor einer Hypnose-Sitzung wissen, wie sich dieser Zustand überhaupt anfühlt. Bei einer Hypnose erfährt der Hypnotisierte zum einen körperliche Entspannung, zum anderen konzentriert er sich auf eine bestimmte Erlebniswelt. Äußere Eindrücke verlieren an Reiz, während die Stimme des Hypnosetherapeuten fokussiert wird. Dieser Schwebezustand zwischen "wach" und "schlafend" wird auch als Trance bezeichnet. Alle Vorgänge, die während einer Hypnose stattfinden, werden vom Klienten unterbewusst als auch bewusst nur teilweise wahrgenommen. Psychologen erklären dieses Phänomen damit, dass wir nicht in der Lage sind, auf Informationen in unserem Unterbewusstsein – dort wo die Hypnose ansetzt – gezielt zuzugreifen.
Eine Hypnose fühlt sich überraschend normal an – so normal, dass viele Klienten nach ihrer 1. Sitzung ein wenig enttäuscht sind. Die Erwartungshaltung an die Hypnose sind aufgrund vermeintlicher Anwendungsbeispiele wie eingangs beschrieben eben häufig fernab der Realität. Tatsächlich erlebt jeder Mensch sogar täglich den Hypnosezustand!
Viele wissen davon allerdings nichts. Den exakt gleichen Bewusstseinszustand erfahren Sie nämlich vor dem Einschlafen. Ein anderes Beispiel sind Situationen, in denen wir uns so sehr in eine Sache vertiefen, dass wir unsere Umwelt gar nicht mehr wahrnehmen. Sie haben sich bestimmt schon mal erschreckt, weil plötzlich jemand neben Ihnen steht als Sie wie gebannt einen spannenden Film sehen oder ein mitreißendes Buch lesen.
Eine Aufgabe des Hypnosetherapeuten ist es, jenen Trancezustand herbeizuführen. Tatsächlich gestaltet sich diese Herausforderung nicht sonderlich schwierig. Selbst Laien können mit ein wenig Übung eine vorübergehende Trance bei ihrem Gegenüber hervorrufen. Deutlich schwieriger ist es, diesen Zustand zu festigen. Die eigentliche Expertise des Heilpraktikers oder Psychotherapeuten besteht jedoch darin, die geeigneten Prozesse während einer Hypnose durchzuführen, damit eine Heilwirkung erzielt wird. Das Hauptinstrument dafür ist eine bildhafte Sprache, die beim Hypnotisierten positive Suggestionen – also Manipulationen des Unterbewusstseins – hervorruft. Um diesen Effekt herbeizuführen, bedarf es eines breiten psychologischen Hintergrundwissens und jahrelanger Erfahrung. Der in der Öffentlichkeit immer noch kursierende Vorwurf der Scharlatanerie entbehrt jeglicher Grundlage.
Die Vorgänge während einer Hypnose
Vereinfacht gesagt kann die Wirkung der Hypnose der „Macht der Worte“ zugeschrieben werden. Jeder von uns wird die Wirksamkeit von Worten bestätigen können. Böse Bemerkungen können unsere Gefühle verletzen ebenso wie uns motivierender Zuspruch beflügeln kann – um nur zwei von zahlreichen Wirkungsformen zu nennen. Befinden wir uns in einem Trancezustand, wird jene Beeinträchtigung verstärkt, weil wir die Worte sehr lange im Unterbewusstsein behalten.
Bei der Hypnose geht es schlussendlich darum, mit Worten positive Denkvorgänge anzuregen, die wiederum positive Gefühle beim Hypnotisierten auslösen. Dieses "gute Feeling" bestimmt unsere Handlungen nachhaltig, denn alle Dinge, die wir mit einem guten Gefühl – auch unterbewusst – in Verbindung bringen, machen wir gerne.
Die Kausalkette der Hypnose besteht demnach aus 3 Gliedern, nämlich:
- anders denken
- anders fühlen
- anders handeln
Dr. Dietmar Friedmann und Klaus Fritz
Denken, Fühlen, Handeln
Rosenberger-Verlag; ISBN: 10-342-334-1297
Gerhard Roth
Fühlen, Denken, Handeln – Die neurobiologischen Grundlagen des menschlichen Verhaltens
Suhrkamp, ISBN: 3-51858-313-1
Lassen Sie sich nicht vom Titel des 2. Buchs verwirren. Die Wirkungsreihenfolge lautet stets "denken, fühlen, handeln". Vermutlich wurde dieser Titel gewählt, um sich stärker von der Konkurrenz abzuheben.
Die unterschiedlichen Stufen einer Trance
Abschließend wollen wir den nun schon mehrfach genannten Bewusstseinszustand der Trance aus wissenschaftlicher Sicht betrachten.
Die Trance kann in 3 Hauptstufen unterteilt werden: die leichte, mittlere und tiefe Trance. Für die therapeutische Arbeit während einer Hypnose sind die ersten beiden Stufen ausreichend, ja sogar gewünscht, denn es hat sich gezeigt, dass bei einer tiefen Trance der Hypnotisierte für die heilende Wirkung einer Hypnose weniger empfänglich ist. Ohnehin ist nur knapp jeder 3. Mensch in der Lage, diesen Trancezustand einzunehmen.
Gehirnforscher bezeichnen die Trance als Alpha-Stadium. In dem Moment des Dösens arbeitet unser Gehirn in einem wesentlich niedrigeren Frequenzbereich als zu der Zeit, in der wir wach sind. Jene Frequenzbereiche werden folgendermaßen kategorisiert:
Delta | 1 - 3 Hz | Schlaf, Tiefschlaf, Traum |
Theta | 4 - 7 Hz | Müdigkeit |
Alpha | 8 - 12 Hz | Entspannung, Konzentration, Hypnose |
Beta | 13 - 30 Hz | Wachheit |
Im Alpha-Stadium sind wir besonders für Suggestionen empfänglich, in den anderen Stadien sind wir wesentlich schlechter beeinflussbar. Während unser Gehirn in der Theta- und Delta-Phase bereits zu stark „runtergefahren“ ist, um die Suggestionen zu verarbeiten, macht uns in der Beta-Phase unser Bewusstsein einen Strich durch die Rechnung: Sobald wir merken, dass uns jemand beeinflussen will, machen wir dicht und blocken die Manipulationsversuche konsequent ab. Diesen psychologischen Schutzmechanismus wird schon so mancher Verkäufer verflucht haben.